Hutba – ISIS und die Rekrutierung von muslimischen Jugendlichen

 

قَالَتِ الأعْرَابُ آمَنَّا قُلْ لَمْ تُؤْمِنُوا وَلَكِنْ قُولُوا أَسْلَمْنَا وَلَمَّا يَدْخُلِ الإيمَانُ فِي قُلُوبِكُمْ وَإِنْ تُطِيعُوا اللَّهَ وَرَسُولَهُ لا يَلِتْكُمْ مِنْ أَعْمَالِكُمْ شَيْئًا إِنَّ اللَّهَ غَفُورٌ رَحِيمٌ (١٤)

 

Verehrte Muslime

Die Gräueltaten vom ISIS (heute IS, also Islamischer Staat in Syrien und im Irak) sind uns allen bekannt. Das Schlimmste ist noch die Rekrutierung von muslimischen Jugendlichen für diese Terrororganisation. Vor paar Monaten erfuhren wir, dass manche Jugendliche aus der Region St. Gallen nach Raqqa, also Syrien gereist sind, um der Terrororganisation von IS anzuschliessen. Heute in einer Woche, also letzten Freitag sind noch zwei albanische Geschwister, der Bruder (16. J.) und seine Schwester (15. J.), anstatt nach Kosovo, durch Istanbul nach Adana, Grenzstadt zu Syrien gereist. Man vermutet, dass sie auch dem IS anschliessen wollen.

Diese Jugendlichen sind irgendwo und irgendwie manipuliert, indoktriniert und rekrutiert. Jemand arbeitet fest daran solche junge, unerfahrene Menschen in Krieg zu schicken, während sie in ihren Häuser in Ruhe bleiben. Dies sind die schlimmsten Geschöpfe Gottes. Menschen, die so einen Gedankengut haben, beschreibt Allah t. wie folgt: „Die Wüstenaraber sagen: "Wir glauben." Sprich: "Ihr glaubt nicht; sagt vielmehr: »Wir haben den Islam angenommen«, und der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen."(Hudschurat:14)

Der Prophet s.a.w.s. ermahnte uns schon damals von solchen Geschöpfen, indem er sagte: ...إِذَا رَأَيْتُمُ الرَّايَاتِ السُّودَ فَالْزَمُوا الأَرْضَ فَلاَ تُحَرِّكُوا أَيْدِيَكُمْ وَلاَ أَرْجُلَكُمْ - “Wenn ihr die schwarzen Fahnen seht, bleibt da wo ihr seid, bewegt eure Hände und Füsse nicht. Es wird eine unbekannte schwache Gruppe erscheinen, ihre Herzen werden hart wie Eisenstücke sein. Sie werden als Staat auftreten. Sie werden mit niemandem Kompromisse eingehen/niemandem zuhören. Sie werden nur scheinbar zur Wahrheit rufen, aber nicht von den Leuten der Wahrheit sein. Ihre Namen werden anonym oder Spitznamen sein (wie Abu Talha...), ihre Abstammung wird unbekannt sein (daher nicht Namen wie z.B. Ibn Yusuf, sondern Namen wie al-Baghdadi, al-Maqdisi, al-Albani, al-Fransewijj etc.).  Ihre Haare werden wie Frauenhaare herabhängen. Sie werden untereinander einen Streit haben. Dann wird Allah einer Seite (in ihrem Streit) rechtgeben."

Ali r.a.  berichtete: Ich hörte den Gesandten Allahs (s.) sagen: Am Ende der Zeit erscheinen Leute, die jung und unreif sind. Sie sagen Worte, die am besten unter den Menschen erscheinen. Sie rezitieren den Koran, und er überschreitet ihre Kehlköpfe nicht. Sie dringen durch den Glauben durch (d.h. sie fallen vom Glauben ab), genauso wie der Pfeil, der durch das geschossene Tier durchdringt…“ (Muslim).

All dies im Betracht habend, hat die Union der Albanischen Imame in der Schweiz vom aktuellen Vorfall der beiden albanischen Geschwister aus Winterthur, welche sich der Terrororganisation IS angeschlossen haben sollen, erfahren.

Die muslimische Gemeinschaft bedauert es, dass sich auch in unserem Land Jugendliche von solchen extremistischen Organisationen ansprechen und rekrutieren lassen. Gerade deshalb wollen und können wir nicht schweigen. Wir verurteilen dies aufs Schärfste und distanzieren uns ausdrücklich von solchen menschenverachtenden Ideologien.

Wir rufen sowohl die Eltern als auch die Lehrpersonen auf, dass sie sich bei Verdachtsfall sofort an Fachpersonen und an die staatlichen Behörden wenden. Der Kampf gegen menschenfeindliche Ideologien und ihre Anhänger kann und darf aber nicht einfach nur an den Staat delegiert werden. Dies ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft – jeder hat seinen Anteil zu leisten. Auch wir nehmen unsere Verantwortung wahr und werden, wie bis jetzt der Fall war,  in unserem Umfeld Präventions- und Aufklärungsarbeit leisten. Bei einem konkreten Verdachtsfall, werden wir die Behörden informieren.

Der Familie wünschen wir in dieser schwierigen Zeit viel Kraft. Möge Allah ihnen helfen und dass die Geschwister so früh wie möglich der Familie zurückkehren.

 

Rehan Neziri

Kreuzlingen, 26.12.2014