Integrationsfördernde Wirkung des Projektes Islamischer Religionsunterricht durch Studie bestätigt

Behörden und Träger plädieren für Weiterführung



Die integrative Wirkung des islamischen Religionsunterrichts wird durch die Studie einer externen Evaluationsstelle als sehr gut bewertet. Die Fachstelle Integration der Stadt Kreuzlingen und die Primarschulbehörde Kreuzlingen empfehlen zusammen mit dem Runden Tisch der Religionen Kreuzlingen und dem Verein für Islamischen Religionsunterricht (VIUK) die Weiterführung des Projektes.


Seit August 2010 wird an der Primarschule Kreuzlingen im Rahmen eines Schulprojektes ein freiwilliger Religionsunterricht für muslimische Kinder angeboten, der je zu einem Drittel von den muslimischen Vereinen, den Eltern der unterrichteten Kinder und von Verschiedenen finanziert wird. Im Auftrag der Fachstelle Integration der Stadt Kreuzlingen und der Primarschulbehörde Kreuzlingen wurde dieses Projekt vom Zürcher Büro für Kulturprojekte und Evaluationen kultureval ausgewertet. Am Donnerstag, 27. September stellte die Autorin Tina Wodiunig die Ergebnisse der Öffentlichkeit vor.

Familien begrüssen die Offenheit des Unterrichts

Bei den Familien mit islamischer Religion ist das Interesse an dieser Form des Unterrichts gross. Pro Jahrgang kann mit zwanzig bis dreissig Anmeldungen gerechnet werden. Die Eltern schätzen den Unterricht in den Räumen der Schule. Sie erkennen darin eine Gleichbehandlung mit christlichen Eltern. Sie schätzen die Chance, den Kindern den Islam aber auch das Christentum näher zu bringen. Die Kontrolle des Unterrichts wird sehr begrüsst, wollen die Eltern doch weder religiösen Zwang noch Extremismus. An die unterrichtende Person haben die Eltern hohe Erwartungen. Neben Unterrichtskompetenzen sind auch Kenntnisse der Schweizer Kultur und der Verhältnisse in den Herkunftsländern gefragt, ausserdem sowohl Kenntnisse über den Islam als auch über das Christentum und andere Religionen


Verbesserungsmöglichkeiten

Den Schulleitern kommt bei dem Gelingen des Projektes eine wichtige Rolle zu, durch ihren Einsatz gelingt es, den Religionslehrer in der Schule zu integrieren. Allerdings bekommt die Schule durch das Projekt auch einiges zurück, so konnte aufgezeigt werden, dass der Religionslehrer in den Schulhäusern, wo er präsent ist, mehrmals als Vermittler beigezogen werden konnte. Die Autorin regt an, von Seiten der Schulbehörde die Frage der Entschädigung für diese Dienste zu klären. Die Lehrpersonen haben bisher meist noch wenig Einblick in den Ablauf und die Wirkung des islamischen Religionsunterrichts, hier bestehe noch Handlungsbedarf. 


Religionslehrer als Integrationsfigur

Die Auswertung von Presseberichten und Elterngesprächen macht die Bedeutung der Person des Religionslehrers und Imams Rehan Neziri deutlich. Er wird von allen Seiten als wichtige und glaubwürdige  Integrationsfigur wahrgenommen. Als Mazedonier, der seit zehn Jahren in der Schweiz lebt, gut Deutsch spricht und breit vernetzt ist, sei er ein „Glücksfall für das Projekt“. Für ein längerfristiges Bestehen empfiehlt die Autorin, nach weiteren geeigneten Personen mit diesem breiten Anforderungsprofil zu suchen.


Finanzielle Probleme

„Das Projekt IUK kann als Versuch verstanden werden, der strukturellen Ungleichheit der verschiedenen Religionsgemeinschaften in der Schweiz von unten zu begegnen.“ (S. 19) Dass sich der Islamische Religionsunterricht an einem staatlichen Lehrplan und an Lehrmitteln aus deutschen Bundesländern orientiert, wird als gute Zwischenlösung bewertet. Eine öffentlich rechtliche Anerkennung des Islams als Religionsgemeinschaft könnte den finanziellen Problemen entgegenwirken und die Grundlage schaffen für eine dauerhafte Gewährleistung des Unterrichts, für die Schaffung eines schweizerischen Lehrplans und für die Entwicklung an die schweizerischen Verhältnisse angepasster Unterrichtsmaterialien.


Integrative Wirkung

Die Integrative Wirkung zeige sich vor allem dort, wo sich nachhaltige Formen der Vernetzung und Kooperation entwickelt haben. Durch den Unterricht haben sich die Eltern vernetzt und bieten einen gemeinsamen Fahrdienst an. Auf Gemeindeebene haben sich Kooperationen zwischen Kirchgemeinden und Moscheen, angeregt durch die Zusammenarbeit beim Runden Tisch der Religionen, sehr gut entwickelt. In den Schulhäusern ist die Vernetzung dort am stärksten, wo eine Begegnung im Rahmen des Schulkonventes stattfand. Zum Stundenplan wird empfohlen, den konfessionellen christlichen und islamischen Religionsunterricht jeweils parallel anzusetzen. Der Austausch und die aktive Zusammenarbeit zwischen christlichen und islamischen Religionslehrern und den Primarlehrpersonen könnte so intensiviert werden. Dort wo sich die verschiedenen Lehrpersonen kennen, finde auch heute schon ein förderlicher Austausch im Interesse der Kinder statt. 


Empfehlung zur Weiterführung

Gestützt auf die Ergebnisse des Evaluationsberichtes empfehlen die Fachstelle Integration der Stadt Kreuzlingen und die Primarschulbehörde Kreuzlingen zusammen mit dem Runden Tisch der Religionen Kreuzlingen und dem VIUK die Weiterführung des schon bewährten Projektes.


Kreuzlingen, den 27. September 2012



Für Fragen welche die Evaluation betreffen wenden Sie sich bitte an:
kulturevalTina Wodiunig 
Birmensdorferstrasse 51 
8004 Zürich 
+41 43 333 16 73

Oder an:
Judith Borer, Mitglied Runder Tisch der Religionen:
judith.borer[at]bluewin.ch
+41 79 371 81 71


Für Fragen welche den Islamischen Religionsunterricht betreffen wenden Sie sich bitte an:
Christof Kreis, Präsident VIUK
+41 71 411 98 18
christof.kreis[at]bluewin.ch