Wenige Tage vor dem Beginn des gnadenreichen Fastenmonats Ramadan, wo Glückwünsche von zahlreichen Institutionen und Organisationen aus der Schweiz und aus unseren Haimatländern nun seit Jahren zur Tradition geworden sind, wurden wir von zwei Artikel im «Tages Anzeiger» («Drehscheibe für salafistische Imame» vom 04. Juni und «Doppelte Agenda» vom 06. Juni) überrascht und tiefst ehrenverletzt, in denen einigen Imamen und Moscheen sowie dem Dachverband UAIS (Union der Albanischen Imame in der Schweiz) – alles Organisationen, die innerhalb der albanischen muslimischen Gemeinschaft in der Schweiz beheimatet sind – vorgeworfen wird, eine extremistisch-radikale Auslegung des Islams in ihren Gemeinschaften zu verfolgen.
Um die dadurch beunruhigte Leserschaft und die breite Öffentlichkeit aufrichtig und transparent zu informieren, wendet sich die UAIS, der die beschuldigten Imame und Moscheen angehören, an die Öffentlichkeit.
Unser Ziel ist es keineswegs, Kritik nicht ernst zu nehmen und zu reflektieren, unsachlich zu reagieren oder gar in erniedrigenden Worten über jemanden herzufallen, denn solches Verhalten keinen Platz in unserer Religion und der menschlichen Kultur hat, sind wir doch selbst diejenigen, die die Menschen ermahnen, selbst bei grösster Anfeidung und Provokation ihren Anstand und Respekt zu wahren.
Die Artikel charakterisieren sich unseres Erachtens durch Fehlinterpretationen und Fehlern in der Übertragung von Positionen, eine einseitige Herangehensweise ohne Anhörung der Betroffenen oder deren Stellungnahmen widerzugeben, unvollständiger Darstellung von Veranstaltungen, Vorträgen und Haltungen sowie aus dem Zusammenhang gerissener Äusserungen, was den Eindruck entstehen lässt, dass verschiedene Grundprinzipien des seriösen Journalismus und der ausgewogenen Berichterstattung nicht eingehalten wurden.
Die UAIS und ihre Mitglieder schätzen die Meinungsäusserungsfreiheit als ein Grundrecht der Menschen und Attribut unserer Gesellschaft hoch und glauben ebenso stark an die Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Jeder Mensch hat das Grundrecht, nicht vorverurteilt und nicht missinterpretiert zu werden. Wir möchten auch betonen, dass neben der freien Meinungsäusserung auch die Verantwortung über das Gesagte sehr wichtig ist, denn dies verhindert den Missbrauch dieser heren Prinzipien.
Die in genannten Artikel beschuldigten Imame, aber auch alle anderen Imame der UAIS, sind mit Erlaubnis der zuständigen Behörden und unter Einhaltung aller erforderlichen Verfahren hier tätig. Solche Imame als Teil eines ultrakonservativen Clans oder Profiteure zu beschreiben, ist respektlos gegenüber qualifizierten Personen, ihren Gemeinschaften und Institution im Ursprungsland und nicht zuletzt den Behörden in der Schweiz, die eine Akkreditierung erteilen.
Die Schweizer Behörden verlangen von Imamen das Beherrschen der entsprechenden Landessprache auf einem festgelegten Niveau, was von den Imamen begrüsst und eingehalten wird. Verschiedene kantonale Behörden schreiben zusätzliche Weiterbildungen wie weitergehende Sprach- und Integrationskurse vor, die von den Imamen geleistet werden. Ferner unterschreiben Imame Vereinbarungen zur Respektierung der hiesigen Gesetze und Bräuche.
Die Imame arbeiten nicht nur mit den Vorständen der Gemeinschaften zusammen, in denen sie angestellt sind, sondern auch mit den zuständigen lokalen und überregionalen Behörden und treffen sich regelmässig mit diesen.
Die Imame der UAIS leisten einen nachhaltigen Beitrag zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit den anderen Kultur- und Religionsgemeinschaften und der Gesellschaft im Allgemeinen. Unsere Imame sind Initianten oder aktive Teilnehmer an multikulturellen Foren und interreligiösen Runden Tischen und zeigen dadurch ihr Bekenntnis zur Teilhabe, Integration, religiöser Toleranz und dem respektvollen Zusammenleben. Insbesondere seien hier zu erwähnen die Bemühungen für die Integration der hier lebenden albanischstämmigen Muslime, humanitäre Aktivitäten wie Blutspendeaktionen, gemeinsame Fastenbrechen mit Angehörigen anderer Religionen, Tage der offenen Moscheen und die Teilnahme an unzähligen öffentlichen Dialog- und Gesprächsanlässen.
Um ein höheres Niveau im Bereich des religiösen Wissens sowie des Integrationsbewusstseins zu erreichen, organisieren die Moscheen Seminare, Vorträge und Workshops. Manchmal werden dabei auch Fachpersonen aus den Ursprungsländern eingeladen. Dabei wird beachtet, dass die eingeladene Person angestellt in einer offiziellen Institution der öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft des Ursprungslandes ist, mit der die Schweiz zusammenarbeitet und entsprechende Abkommen geschlossen hat.
Moscheen sind keine Untersuchungsbehörden und sie haben keine weiteren Angaben darüber, ob gegen eine eingeladene Person hintergründlich Strafuntersuchungen im Gange sind oder wie sie sich zukünftig negative entwickeln könnten. Die später in den Heimatländern beschuldigten Imame hatten für ihre Einreise konsularische Bewilligungen erhalten, Hinweise auf laufenden Verfahren wurden nicht gegeben.
Eingeladene Gastreferenten werden für theologische Fachreferate eingeladen, die die Förderung des toleranten Geistes und der Integrationsbemühungen der Gemeinschaft unterstützen. Sie stehen fachlich und inhaltlich in der Verantwortung für das Vorgetragene. Stellt die UAIS im Nachhinein widererwarten fest, dass eine Akkreditierung oder Beiträge nicht den fachlichen oder inhaltlichen Anforderungen genügen, wird demenrsprechend reagiert und korrigiert.
Die UAIS hat schon ab Anfang an die Bestrebungen für die Ausbildung von Imamen in der Schweiz unterstützt und zugleich begrüsst die Gründung vom Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) bei der Universität Freiburg, bei dessen Beirat auch einer unserer Imame sitzt. Momentan sind im Gange Planungen von mehreren Seminaren, die gemeinsam zwischen dem SZIG und UAIS im nächsten Schuljahr durchgeführt werden sollen, wobei werden Themenfelder behandelt, die beim Projekten des SZIG «Islambezogene Weiterbildung in der Schweiz – Bestandaufnahme und Bedarfsanalyse» hervorgehoben sind.
Die UAIS ist bestrebt, ihre verantwortungsvolle Position als Ansprechpartner für Fragen aus den Gemeinschaften über eine eigens eingerichtete Abteilung für religiöse Fragen wahrzunehmen, damit die Fragen nicht durch Einzelne und ad-hoc, sondern kompetent in einem theologischen Fachgremium beantwortet werden. Dadurch erhält die Beratung der Gemeinschaft und deren Mitglieder die angemessene Anerkennung.
Die UAIS wird weiterhin bemüht sein, eine positive Rolle in der hiesigen Gesellschaft wahrzunehmen, indem sie die Integration der albanischstämmigen muslimischen Bevölkerung in der Schweiz fördert und authentische islamische Werte vertritt, im Einklang mit den allgemeingültigen Werten, fern von jedem Extremismus. Diesen Prinzipien fühlt sich die UAIS verpflichtet. Für deren Pflege und Förderung ist sie auf die Unterstützung aller relevanten gesellschaftlichen Kräfte angewiesen. Die respektvolle Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung betrachtet die Union als moralische Pflicht aller, um in unserem Land eine gemeinsame Zukunft in Freiheit und Frieden zu sichern.
Union der Albanischen Imame in der Schweiz
www.uais.ch