20.08.2015, Kreuzlinger Nachrichten

Die Albanische Moschee in Kreuzlingen zählt zu einer der ersten in der Schweiz gegründeten Albanisch-Islamischen Gemeinschaften. Der Verein "Hena e re", Neuer Mond,  wurde 1993 als Verein eingetragen.

Bild: jus
Vlnr: Dzaferi Fajredin (Präsident), Rehan Neziri (Imam), Amiti Abdilamit (Kassierer).

 

Die Albanisch-Islamische Gemeinschaft Kreuzlingen praktiziert einen "Islam der Mitte"

Damals hatte sie ihren Sitz noch in der Kirchstrasse. Doch fehlte schon bald der Platz für die Mitglieder. 2007 konnte ein passendes Gebäude in der Romanshornerstrasse 16 erworben werden, wo die momentan 275 aktiven Mitglieder heute ihren Glauben praktizieren. Der gesamte Vorstand, mit Ausnahme des Imams, arbeitet ehrenamtlich. Das sei jedoch keine grosse Zusatzbelastung zum regulären Job, «denn unsere Mitglieder helfen alle aktiv mit», sagt Präsident Dzaferi Fajredin.

 

Religionsunterricht wird gut
angenommen

Die Moschee beinhaltet Räume für u. a. Unterricht, gemeinsames Zusammensitzen bei Kaffee und Tee und den Gebetsraum. Dreimal in der Woche unterrichtet Imam Reha Neziri 60 bis 70 Kinder von der 1. bis 9. Klasse auf Bosnisch/Albanisch. Dort lernen sie u. a. das Bittgebet, die Vorwaschung und rituelle Waschung. «Ich gebe auch seit 6 Jahren an öffentliche Schulen islamischen Religionsunterricht. Hier sind die Inhalte eher theoretisch, während wir in der Moschee praxisorientierter sind», erklärt Neziri. Der Schulunterricht ist auf Deutsch. «Hier kommen Kinder aus der Türkei, Afghanistan und von überall her. Es funktioniert sehr gut, wir konzentrieren uns hier auf die Gemeinsamkeiten des Islams, aber auch anderer Religionen».Die Feinheiten der verschiedenen Ausrichtungen und die kulturellen Unterschiede interessieren hier nicht so sehr. Über 80 Prozent der muslimischen Schüler kommen in Neziris Unterricht. In der Moschee können auch Erwachsene den Religionsunterricht besuchen. Den Meisten geht es darum, den Koran auf Arabisch lesen zu lernen.

 

Bild: z.V.g.
Schüler des Islamunterrichtes besuchten die evangelische Kirche Kurzrickenbach in Kreuzlingen.

 

Aufklärungsarbeit gegen Terror

«Traurig macht uns, wenn wir von Fällen hören, wo Jugendliche sich islamistischen Terrororganisationen wie dem IS anschliessen. Die Gründe sind oft die Unachtsamkeit der Eltern, die nicht genug kontrollieren, wo sich ihre Kinder im Internet bewegen.» Neziri empfindet es als sehr wichtig, sich von Terrororganisationen zu distanzieren und in der Moschee Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Kinder, die in die Moschee kämen, würden nicht auf den falschen Weg geraten, da man über diese Themen spricht und aufklärt. «Wir haben einen wöchentlichen Treff für Jugendliche, das muslimische Jugendforum. Es wird sehr gut angenommen. Wir führen hier einen offenen religiösen Dialog», so der Imam. Die Gespräche finden nicht konfrontativ, sondern eher nebenher statt. Denn beim Jugendtreff wird auch Fussball gespielt oder islamische Musikkonzerte veranstaltet.

 

Ramadan bei Hitze

Bei der diesjährigen Hitzewelle war der Fastenmonat Ramadan, von Mitte Juni bis Mitte Juli, eine besondere Herausforderung. "Vor allem die ersten Tage waren hart", erinnert sich Neziri, "aber man gewöhnt sich schnell um". Es sei erstaunlich, wozu man in der Lage sei, sind sich Neziri, Fajredin und Kassierer Abdilamit Amiti einig. Wer zu schwach ist, tagsüber auf Essen und Trinken zu verzichten, aber auch alte Leute, Kranke, Kinder oder Schwangere, könne das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Niemand muss sich einem gesundheitlichen Risiko aussetzen. "Und ausserdem ist ein Monat schnell vorbei", findet Amiti.

 

Aktivitäten von «Hëna e re»

Die Islamisch-Albanische Gemeinde bietet fünfmal täglich die Option zum gemeinsamen Gebet. Freitag und Sonntag hält Neziri eine Predigt, wobei er freitags auf Albanisch predigt. «Am Sonntag spreche ich dann auf Deutsch. Diese Predigt ist immer sehr gut besucht», erzählt der Imam. In Kreuzlingen leben rund 1000 muslimische Familien. Die Moschee veranstaltet für die Kinder und Jugendlichen Schulreisen, Picknicks und Fussballturniere, bei denen aber auch nichtmuslimische Kinder willkommen sind. Das Hauptziel sei es, die Muslime in Kreuzlingen und Umgebung in die Gesellschaft zu integrieren. Dabei ist die Zusammenarbeit mit der Stadt und den anderen religiösen Gemeinden sehr gut, die Moschee stosse auf breite Akzeptanz. «Wir fühlen uns wohl und wahrgenommen von der Stadt. Unsere Gemeinde ist ein aktiver Teil dieser Gesellschaft», freut sich Amiti.

 

Judith Schuck