DRS 2, 04.03.2012
Journalistin: Heidi Kronenberg
Rund 30 albanisch sprechende Imame aus allen Landesteilen der Schweiz haben eine Union gegründet - mit dem Ziel, moderaten Muslimen eine Stimme zu geben und religiösen Extremismus zu bekämpfen. Doch in einem ersten Schritt sollen die aus Mazedonien, Albanien und dem Kosovo stammenden Imame durch gezielte Bildungsangebote mit hiesiger Kultur und einer Landessprache vertraut werden. Auskunft gibt Rehan Neziri, Imam in Kreuzlingen und Präsident der „Union Albanischer Imame in der Schweiz".
Rehan Neziri, warum braucht es die “Union Albanischer Imame in der Schweiz”?
Jetzt, in der letzten Zeitn, haben wir mehrere gut ausgebildete Imame, die bereit sind für eine längere Zeit hier in der Schweiz zu leben und als Imame tätig zu werden. Ihnen fehlt aber die Sprache des Gastlandes. Ihnen fehlen die Kenntnisse über die Schweizerische Geschichte, Kultur, Politik, Bildung u.s.w. Durch dieser Union bestreben wir zuerst die albanischen Imame zu befähigen in der albanischen Moscheen effektiver zu machen und dann in Kombination mit der Beherrschung einer Landessprache könnten diese Imame gut in einen Dialog mit der Bevölkerung treten und den Islam erklären.
Sie wollen mit Ihrer Union für einen moderaten Islam eintreten: Was verstehen Sie darunter?
Wir haben niemals gesagt, dass unsere Union für einen moderaten Islam eintreten will. Weil es keine mehrere Islams gibt, sondern nur einen Islam. Aber es gibt Menschen, die moderat oder extrem sind; es gibt Menschen, die die religiösen Texte unterschiedlich verstehen und unterschiedlich interpretieren. Wir treten für eine Interpretation des Islams ein, die den Frieden und das Zusammenleben aller Geschöpfe Gottes fördert. Der Gott selber bezeichnet die muslimische Gemeinschaft im Koran als „Gemeinschaft der Mitte“. Und unser Prophet Muhammed, Frieden Gottes sei mit ihm, lehrt uns und gleichzeitig warnt uns wie folgt: „Hütet euch vor Extremismus (Übertreibung) in der Religion/im Glauben, weil es Völker vor euch gab, die aufgrund ihres Extremismus zerstört sind“.
Wie wollen Sie den moderaten Islam in der Schweiz konkret fördern?
Der Islam wird genauso in unseren Heimatländern: Mazedonien, Kosovo und Albanien gelebt; fern jeglicher Art von Extremismus oder Unverständnis gegenüber anderen Kulturen oder Religionen. Jetzt, hier fehlen vielleicht paar Mechanismen, z.B. die muslimische Jugendliche zu erreichen oder mit ihnen in einer Sprache zu sprechen, die sie verstehen. Das Bildungssystem ist ziemlich anders als in unseren Heimatländern, dann kommt noch die Kultur, Mentalität, Sitten u.s.w., die unterschiedlich sind. Wir wollen unsere Imame auf diesen Unterschieden aufmerksam machen. Wir planen unsere Imame zu ermutigen, geeignete Sprachkurse und weitere z.B. Staatkundenkurse zu besuchen. Wir planen im Jahr zwei Seminare ausschliesslich für Imame zu organisieren, wo unterschiedliche pädagogische, soziologische und psychologische Themen erarbeitet werden. Selbstverständlich werden wir Seminare haben, wo es um Themen über den interreligiösen Dialog geht und das Gleiche dann auch in unseren Gebieten zu verwirklichen.
In der letzten Zeit machte vor allem der “Islamische Zentralrat der Schweiz” Schlagzeilen, der einen fundamentalistischen Islam vertritt. Verstehen Sie sich als Gegengewicht dazu?
Nein. Wir haben unsere Union nicht gegründet, Opponent einer Person oder Organisation zu werden. Wir beschäftigen uns vor allem mit der Funktionalität des Imams hier und mit der Erschaffung einer Klima des Zusammenlebens und gegenseitiges Vertrauen. Wir sind offen mit allen zusammenzuarbeiten, die mit den Zielen unserer Union einverstanden sind. Selbstverständlich grenzen wir von jeglicher Form des Extremismus, Fanatismus und Isolationismus ab.
Warum bilden Sie eine Union albanischer Imame und nicht eine, die auch türkische oder arabische Imame in der Schweiz einschliesst?
Momentan sind wir nur auf den albanischen Imame beschränkt, weil wir am schlechtesten organisiert sind. Die türkischen und bosnischen Imame sind sehr gut in eigenen Strukturen organisiert. Das ist unser erster Schritt und wenn es morgen irgendwann die Möglichkeit ergibt zusammenzukommen, dann werden wir darüber diskutieren.