Verehrte Muslime,

im weitesten Sinne verstehen wir unter Frieden das friedvolle Zusammenleben aller Menschen unter gegenseitiger Toleranz und gegenseitigem Verständnis. Das Wort “Islam” leitet sich ab aus der arabischen Wurzel "s-l-m". Eine der Bedeutungen dieses Wortes lautet “Frieden machen" und "Sicherheit schaffen”. 

Mit den Offenbarungsschriften, die Er uns herabgesandt hat, wollte Allah, der Erhabene, nur Frieden und Gerechtigkeit etablieren. Hass, Groll, Feindseligkeit, Erbarmungslosigkeit und Unrecht hat Er daher mit diesen Schriften verboten. Alle Propheten und Gesandten haben sich für die Etablierung des Friedens eingesetzt. Der Koran weist darauf hin, dass gerade unser Prophet Muhammed (sav) gesandt wurde, um für den universellen Frieden zu sorgen, wenn es hier heisst: “Wir sandten dich nur als Barmherzigkeit auf die Welten.” Als unser Prophet aufgefordert wurde, diejenigen zu verwünschen, die ihm Schlechtes taten, sagte dieser erhabene Prophet nur: “Ich wurde nicht gesandt, um die Menschen zu verwünschen, sondern als Barmherzigkeit für sie.” 

Verehrte Muslime,

unsere erhabene Religion lehrt uns nicht nur, allen Lebewesen mit Barmherzigkeit zu begegnen und das Geschöpf zu lieben, um seines Schöpfers willen. Sie gebietet uns auch, selbst in den schwierigsten Situationen Gotteshäuser, Religionsgelehrte, Frauen, ältere Menschen und Kinder zu schützen. So verbietet uns unser erhabener Herr das Töten eines unschuldigen Menschen und verhängt als Strafe hierfür die ewige Hölle. Wer einen unschuldigen Menschen tötet, ist ferner gleich dem, der die ganze Menschheit ausgelöscht hat. Und umgekehrt: wer einen Menschen rettet, gleicht dem, der die ganze Menschheit gerettet hat. 

Unser Prophet umschrieb dereinst Muslime wie folgt: “Ein Muslim ist der, vor dessen Taten und Worten andere sicher sind und von dem für andere kein Übel ausgeht.” 

Verehrte Muslime,

Anschläge gegen unschuldige Menschen - sei es unter dem Vorwand vorgeblicher religiöser Werte, oder aus irgendwelchen anderen Gründen - sind nichts anderes als ein offenkundiger Verrat an der Religion und an den gemeinsamen Werten, die die Menschheit zu etablieren sucht. Aus diesem Grunde und um sich der Gewalt entgegenzustellen, die für die ganze Menschheit eine Bedrohung darstellt, können wir nicht umhin, eine Kultur des Respekts und der Toleranz für den Anderen aufleben zu lassen. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass alle Offenbarungsreligionen die Menschheit zum Frieden aufrufen. 

So heisst es hierzu im Koran: 

“O ihr, die ihr glaubt! Tretet allesamt ein in den Frieden und die Sicherheit. Und folgt nicht dem Teufel auf die Spur, denn er ist euch ein offenkundiger Feind.” (Al-Bakara:208)

„O ihr, die ihr glaubt! Setzt euch für Allah ein und seid Zeugen der Gerechtigkeit. Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht (dazu) verleiten, anders als gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher. Und fürchtet Allah! Wahrlich, Allah ist eures Tuns kundig.“ (Al-Maida:8)


Freitagspredigt (Hutba) vom 06.01.2012, gehalten durch den Imam Rehan Neziri an der Albanischen Moschee in Kreuzlingen