Stellungnahme
Kreuzlingen, 26.09.2011
Der Islam ist frauenfreundlich, offen und friedlich
Wir Imame und Präsidenten von 10 albanischen und türkischen Moscheen und Vereinen im Kanton Thurgau haben die Initiative kommen sehen, die die Änderung oder Ergänzung des kantonalen Gesetzes über die Volksschule im Kanton Thurgau fordert. Die Initiative wurde von einem überparteilichen und interkonfessionellen Initiativkomitee gestartet, das von Personen, die den Schweizer Demokraten Thurgau angehören oder ihnen nahestehen.
Wir stellen fest, dass auch wir Muslime gegen die Verbreitung von frauenfeindlichen, rassistischen und mörderischen Lehrbüchern sind, aber wir stellen uns entschieden dagegen, dass der Koran ein solcher Lehrbuch sei. Wir widersprechen einer solchen Diffamierung des Islams und unseres heiligen Buches, des Korans. Wir sind von der unfairen Politik auf Kosten des Islams und der Muslime am tiefsten enttäuscht.
Wir stellen fest, dass die Art und Weise wie diese Initiative mit verschiedenen Koranversen und Aussprüchen des Propheten Muhammed begründet wurde, vertritt den Islam, den Koran, die Sunna (Hadith) und die Lehre des Islam überhaupt nicht. Sie wurden entweder falsch übersetzt oder aus dem Kontext (Zusammenhang) herausgerissen und ihnen wurde eine andere Bedeutung zugeschrieben, die sie so nicht haben. Dies ist nicht unser Islam. Ein solcher Islam, wie er vom Initiativkomitee vorgestellt wird, ist für uns Muslime auch schrecklich und unverständlich.
Wir stellen fest, dass wir Muslime unsere friedliche Religion leben und ausüben im Rahmen des rechtlichen und demokratischen Systems der Schweiz. Wir anerkennen die Bedingungen der Schweizer Verfassung, welche nicht nur uns Muslimen, sondern allen Religionsangehörigen die Ausübung des eigenen Glaubens garantiert. Dafür sind wir dankbar.
Wir haben kein Problem damit, in der Schweiz als Muslime zu leben. Uns stört nicht die Tatsache, dass die Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung der christlichen Religion angehört. Das gemeinsame Zusammenleben stört uns nicht, wir empfinden es als eine Bereicherung.
Man hört oft, dass die Muslime zur „Taqija“ (Tarnung der echten Ziele) verpflichtet seien. Dies beleidigt uns und schafft Misstrauen. Wir haben keinen Grund, unsere muslimische Identität zu tarnen. Unser Leben ist hier in der Schweiz nicht in dem Masse bedroht, dass wir unsere muslimische Identität verleugnen müssen. Denn unsere Glaubensfreiheit wird mit der Bundesverfassung und im anderen geltenden Gesetze garantiert. Taqija, respektive Tarnung oder Camouflage wird im Islam übrigens als Heuchelei strengstens verboten.
Wir verstehen unseren islamischen Glauben nicht als frauenfeindlich sondern als frauenfreundlich, nicht als rassistisch sondern alsoffen für alle, nicht als mörderisch sondern als friedlich und integrativ. Dafür setzen wir uns auch ein.
Zu dieser Auffassung haben wir ein paar Koranverse zusammengestellt:
„Sie (eure Frauen) sind wie ein Gewand für euch und ihr seid wie ein Gewand für sie“ (Koran, 2:187),
„Und unter Seinen Wundern ist dies: „Er (der Gott) erschaff für euch Partnerwesen aus eurer eigenen Art, auf dass ihr ihnen zuneigen möget, und Er ruft Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch hervor: hier, siehe, sind fürwahr Botschaften für Leute, die denken“ (Koran, 30:21),
„Nun haben Wir fürwahr den Kindern Adams (den Menschen) Würde verliehen und sie über Land und Meer getragen und für sie Versorgung von den guten Dingen des Lebens bereitet und sie weit über das meiste Unserer Schöpfung begünstigt“ (Koran, 17:70),
„Und (also ist es:) hätte dein Erhalter es so gewollt, alle jene, die auf Erden leben, hätten sicherlich Glauben erlangt, allesamt: denkst du denn, dass du die Leute zwingen könntest zu glauben?“ (Koran, 10:99).
Moscheen, Imame und Präsidenten, die hinter dieser Stellungnahme stehen:
1. Albanisch-
2. Islamische Gemeinschaft, Gewerbestrasse 3, 8500 Frauenfeld – der Imam Abdilsami Misimi und der Präsident Nusret Hajredini,
3. Verein Moschee, Heltswillerstrasse 13, 9214 Kradolf-
4. Verein der Albanisch-
5. Islamische Gemeinschaft, Ratihard 5, 8253 Diessenhofen – der Präsident Sinan Jaja,
6. Türkische Anadolu Moschee, Bergstrasse 5 a, 8280 Kreuzlingen – der Präsident Mehmet Tekel,
7. Türkische Mevlana Moschee, Kreuzlingerstrasse 45, 9500 Romanshorn – der Präsident Cemal Saygili,
8. Türkische Moschee, Gartenstrasse 3, 8575 Bürglen – der Präsident Hasan Dagli,
9. Fatih Moschee, Bahnhofstrasse 19, 8575 Bürglen – der Imam Ahmet Özdemir und der Präsident Refik Turan.
Diese Stellungnahme trägt mit auch:
Türkischer Schulverein in Kreuzlingen, -